Wappen

Cöpenicker Liedertafel
                1875 e.V.

Geschichte

Die Gründung der Cöpenicker Liedertafel war unmittelbares Ergebnis einer Welle der Begeisterung, die das Land nach der Schaffung des Deutschen Kaiserreiches erfasste. Nationale Gesinnung überwog. Am 25 Februar 1875 beschlossen 17 Herren der bürgerlichen Gesellschaft, Lehrer, Fabrikanten, Stadträte und selbständige Handwerksmeister das Statut, ein Eintrittsgeld von 3 Mark und einen monatlichen Beitrag von 0,75 Mark. Zu den Gründern zählten auch Stadtrat Hugo Schüssler, Hugo SchuesslerLehrer Paul Hertzfeld, die Fabrikanten Gohrband und Liesfeld sowie der Kaufmann Ohnesorge. All Genannten machten sich um die Entwicklung der Liedertafel hoch verdient.

So wuchsen Chor und Verein die ersten 25 Jahre kontinuierlich. Am 25. September 1901 wurde der Berliner Sängerbund gegründet als gemeinsame Interessenvertretung Berliner Chöre. Die Cöpenicker Liedertafel gehörte dazu. Von Konzerten wie dem am 5. Mai 1902 in der Philharmonie, an der 1000 Sänger teilnahmen, kann man heute nur noch träumen.

Beim Aufbau des BSB machte sich ein Mann besonders verdient - Bernhard Runge, der Vorsitzende der Cöpenicker Liedertafel, der am 3. Februar 1905 zum Vorsitzenden des Bundes gewählt wurde. Diese Position hatte er bis zum 13. Februar 1929 inne, wo er nach erfolgreicher Arbeit aus seinem Amt verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.

Aus Anlass des 50. Bestehens stifteten die Damen der Liedertafel (diese besaß auch einen Frauenchor und eine Orchestervereinigung) ein wertvolles Seidenbanner. Dieses Banner hat die Zeiten überdauert, wurde 2006 liebevoll restauriert und ziert seitdem die Orte unserer Konzerte.

Während die Zeit des ersten Weltkriegs nahezu unbemerkt in den Protokollbüchern vorüber zog, gab es nach 1933 eine merkliche Wandlung. Der Verein öffnete sich zusehends auch proletarischen Schichten, und damit ging auch materielle Not einher. Nicht vordergründig, eher schleichend wurde auch die Liedertafel nach nationalsozialistischem Muster mit Führerprinzip umorganisiert. An diesem Punkt schieden sich die Geister. Einige, die ihr Gewissen nicht belasten wollten, schieden aus.

Von Juni 1940 an verstummte der Protokollant bis Kriegsende. Während Berlin in Trümmern versank und vielerorts die geistige Verwüstung die materielle noch übertraf, sammelte der Fabrikant Conrad Geller, der bis 1933 Mitglied der Liedertafel gewesen war, am 4. November 1946 im "Restaurant Fröhlich" 23 Sänger um sich, die aus verschiedenen Chören der Region den Krieg überlebt hatten. Auf diese Weise wurde die Cöpenicker Liedertafel neu gegründet.

So wie sich das geteilte Berlin in unterschiedlicher Weise entwickelte, so unterschied sich auch das Repertoire in Ost und West. Die Politik drückte auch hier der Kunst ihren Stempel auf. Ungeachtet dessen aber erreichte die Liedertafel unter verschiedenen künstlerischen Leitern ein beachtliches Niveau. Seit dem 14. Oktober 1991 konnte der heutige künstlerische Leiter, Karl-Heinz Werner, gewonnen werden, der mit großer Professionalität und Leidenschaft den Chor an die Grenzen seines Könnens führt.

Viele der großen Opernchöre von Mozart, Beethoven, Wagner, Weber, Lortzing u.v.m. gehörten dabei zum Reportoire, das in Auftritten des Chores, teilweise auch im Zusammenwirken mit dem Chorensemble Köpenick, zur Aufführung gelangte.

Im Frühjahr 2018 endete diese beinahe 28 Jahre währende - den Chor prägende - Zusammenarbeit mit dem Rückzug von Karl- Heinz Werner aus gesundheitlichen Gründen.

Im Jahr 2018 konnte Ralph Splettstößer als künstlerischer Leiter gewonnen werden. Er bemüht sich seit dem, den Chor als kulturelle Institution des Stadtbezirks Treptow- Köpenick zu erhalten und ihm behutsam eine dem zunehmenden Alterungsprozess gezollte, angemessene Ausrichtung zu geben.

letzte Aktualisierung
05.07.2022